Trotz Lücken im Lebenslauf kann man in der Bewerbung sehr gut überzeugen

Abgebrochene Ausbildung, häufige Jobwechsel, kein roter Faden? Brüche im Lebenslauf sind nicht selten und sie sind kein Drama. Dennoch gibt es einige Regeln, die man beim Verfassen von Bewerbungen beachten sollte.

Studium abgebrochen, Auszeit, ein schwarzes Loch im Lebenslauf? Das macht sich nicht so richtig gut. Doch nicht jeder hat eine klassisch geradlinige Karriere hinter sich. Personaler sprechen von einer Patchwork-Biographie, wenn der Weg unkonventionell krumm ist – aber das muss kein Drama sein. “Personaler beurteilen Patchwork-Lebensläufe unterschiedlich”, sagt Helga Krausser-Raether, Karriereberaterin aus Frankfurt am Main. Wichtig sei große Offenheit, sagt sie. “Man muss die Brüche argumentieren können.”

bewerbung lebenslauf

Sehr unterschiedliche, nicht immer logisch aufeinander aufgebaute berufliche und persönliche Stationen – Patches – prägen einen gebrochenen Lebenslauf. “Typische Kennzeichen sind Ausbildungsabbrüche, häufige Jobwechsel, Quereinstiege in andere Branchen, Wechsel zwischen Festanstellung, Selbständigkeit oder freier Mitarbeit sowie befristete Jobs oder Funktionen”, so die Expertin. Auch Karriereknicke oder Lücken durch freiwillige und unfreiwillige Auszeiten gehören dazu. Allerdings komme es immer darauf an, ob ein ganzer Lebenslauf chaotisch sei – oder ob es nur einen Ausreißer in den Stationen gebe, sagt Thorsten Knobbe, Coach und Gründer der Firma Leaderspoint, die sich auf Karriere-Services spezialisiert hat. “Die Wirtschaft liebt ja die Eindimensionalen mit sehr stringentem Lebenslauf – auch, wenn immer gesagt wird, jeder soll mal über den Tellerrand schauen.” Allzu bunt dürfe es meist doch nicht werden. Entscheidend sind für die Bewerberauswahl letztendlich immer zwei Punkte, betont Krausser-Raether: “Der eindeutige Bezug zur ausgeschriebenen Stelle und die hohe Übereinstimmung zwischen den Qualifikationen des Bewerbers und den Anforderungen des Unternehmens.” Brüche im Lebenslauf werden zudem nicht immer gleich bewertet: “Ob Personaler in Unternehmen eine Patchwork-Biographie als positiv, da vielseitig, oder negativ, da zu wechselhaft, bewerten, hängt vom Gesamtbild des Werdegangs und dem sichtbaren roten Faden ab.” Eine “Jugendsünde” sei leichter zu erklären und zu verschmerzen als ein wildes Durcheinander über Jahre, betont Knobbe.

Eine gute Taktik

Schule oder Ausbildung abgebrochen oder gewechselt, dann aber alles auf ein Ziel ausgerichtet? “Kein Problem”, sagt Knobbe. Daran sehen die Unternehmer, dass man nach einigen Wirrungen den Weg gefunden hat und ihm gefolgt ist. Ebenfalls unkritisch: Ein Mal den Ausbildungsplatz wechseln oder die Fachrichtung: “Die ausbildende Firma kann insolvent gehen, auch die Interessenlage kann sich ändern.” Schwerer haben es sehr junge Leute, die tatsächlich nach der abgebrochenen Schule nichts mehr vorweisen können. “Hoffentlich macht man als junger Mensch immer was: Reisen, dann hat man eine Sprache gelernt und seinen Horizont erweitert.” Oder Fortbildungen, um sich in ein neues Thema einzuarbeiten. Ehrenamtliches Engagement ist ebenfalls ein Thema, das durchaus erwähnt werden kann. “Man kann sich auch beruflich neu orientieren, das ist gar nicht verwerflich”, so Knobbe. “Aber kein ganzes Jahr lang.” Wenn sich Menschen mit Brüchen im Lebenslauf bewerben, brauchen sie keine echten Tricks – aber sie müssen ihre Unterlagen sehr gut aufbereiten. “Das macht es dem Personaler leichter und damit auch dem Bewerber.” Beraterin Krausser-Raether empfiehlt Bewerbern mit Patchwork-Lebenslauf, zielgerichtet ihre Kompetenzen, Erfahrungen und Leistungsbeispiele aus den unterschiedlichen Berufs- und Lebensstationen zu erarbeiten. “In der Konsequenz sollten sie sich nur auf Positionen bewerben, bei denen genau diese Erfahrungen und Kompetenzen auch gefragt sind.” Dies könne neben den fachlichen Kompetenzen die Fähigkeit sein, mit Veränderungen umzugehen, Misserfolge zu bewältigen und daraus zu lernen. “Auch zeigt man damit Flexibilität und Offenheit für Neues.” Es gebe durchaus Firmen und Vorgesetzte, die Persönlichkeiten mit solchen handlungsorientierten Kompetenzen suchen. “Um damit Erfolg zu haben, ist allerdings immer ein konkreter Anknüpfungspunkt für die Bewerbung die Voraussetzung”, so die Beraterin.

Bitte keine Vernebelungstaktiken

“Die Frage ist: Wo kommt der Bewerber her und wo will er hin”, sagt Knobbe. Menschen tendierten dazu, immer möglichst viele Informationen in einen Lebenslauf zu pressen. “Das ist oft nicht notwendig – im Gegenteil”, sagt er: Dabei verliere man leicht den Fokus. “Manchmal macht es mehr Sinn, auch mal was wegzulassen oder zu sortieren – das hilft dem Leser eher.” Deshalb sollten die Bewerber ihre eigenen Unterlagen mit dem Auge eines Personalers lesen, betont Krausser-Raether: “Der Personaler will erkennen, ob ein Bewerber die richtigen Qualifikationen für eine Stelle mitbringt und ob und warum er ihn einladen soll.” Dabei sei die klare Darstellung von stellenrelevanten Erfahrungen und Leistungen entscheidend, zudem gute Argumente für die einzelnen “Patches”. “Lücken von mehr als drei Monaten gehören dabei ebenso in den Lebenslauf wie andere krumme berufliche Stationen”, sagt sie. Bei manchen Stellen nütze es auch, die Berufsbezeichnungen auf einem gemeinsamen Nenner zu bringen, sagt Knobbe. “Oft haben die gleichen Jobs in verschiedenen Firmen unterschiedliche Bezeichnungen.” Mit einer Vereinheitlichung könne Verwirrung vorgebeugt werden. Beide Experten raten nachdrücklich von Vernebelungstaktiken ab. “Verheimlichung wird sehr schnell entlarvt”, so Knobbe. Nicht alle beruflichen Wechsel erfolgen freiwillig, das wissen auch Personaler. “Die offene und ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie spiegelt sich im Lebenslauf wider”, sagt Krausser-Raether. Das Verschweigen von längeren Lücken oder die geschönte Darstellung von beruflichen Stationen sind dabei die falschen Taktiken. “Spätestens im Vorstellungsgespräch konfrontiert man Bewerber mit Fragen zu diesen Themen.” Angst, das betonen beide Berater, braucht niemand vor einer Bewerbung zu haben. “Wenn das Gesamtbild stimmt, akzeptieren viele Firmen und Personalverantwortliche auch Brüche und Auszeiten im Lebenslauf.” Der bekannte Berliner Bewerbungscoach Jörns Bühner kann dem nur zustimmen: “Ein bruchstückhafter Lebenslauf ist doch heute nichts so ungewöhnliches mehr. Natürlich kann man auch mit einem etwas lückenhaften Lebenslauf eine ganz sicher erfolgreiche Bewerbung erstellen.  Es sind ganz ander Dinge, auf die es im Wesentlichen ankommt. Wer diese Sachen kennt und dann richtig einsetzt, hat zu 90% auch Erfolg.” Quelle: http://www.sueddeutsche.de von Verena Wolff

Gute Tipps für die perfekte, erfolgreiche Bewerbung

Wie sehr darf ich aufhübschen? Sollte ich alle bisherigen Jobs in die Bewerbung schreiben? Darf ich übertreiben? Experten erklären, auf was es bei einer erfolgreichen Bewerbung ankommt.

Für den ersten Eindruck hat man keine zweite Chance. Das gilt gerade für die Bewerbung. Liegt sie einmal beim Personaler auf dem Tisch, zählt nur noch das gedruckte Wort. Wer sich gut vorbereitet und in der Bewerbung zeigt, womit er die Anforderungen erfüllt, ist auf dem richtigen Weg. Das klingt einfach, ist aber wirksam, sagt die Karriereberaterin Sabine Kanzler aus Ingelheim am Rhein.Arbeitslosigkeit

Bei der Bewerbung können die unzähligen Vorlagen im Netz für Unerfahrene hilfreich sein, aber man sollte sie höchstens als Gerüst sehen und nie so übernehmen, rät Bewerbungsexpertin Sabine Neumaier aus Berlin. “Die Bewerbung muss zur Person passen”, sagt Kanzler.

Vorbereitung: “Erstmal sollte man sich über den eigenen Stand bewusstwerden”, rät Kanzler. “Welche Qualifikationen, welche Stärken habe ich?” Der Bewerber sollte das Stellenprofil gut kennen und gucken, in welchen eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten sich die Erwartungen widerspiegeln und diese in der Bewerbung herausstellen. Grundsätzlich gilt: Ein wenig aufpolieren ist erlaubt, aber nicht übertreiben und immer bei der Wahrheit bleiben.

Sonst wird es im Bewerbungsgespräch schnell unangenehm. Ebenfalls Teil der Vorbereitung sollten Kenntnisse über das Unternehmen und die Branche sein – dazu gehört der Internetauftritt der Firma.

Endlich die perfekte Bewerbung schreiben...
Endlich die perfekte Bewerbung schreiben...
Bewerbungsmappe: Karriereberaterin Kanzler rät von mehrseitigen Mappen ab. Diese könnten vielen Personalchefs missfallen: “Sie nehmen aufgeklappt den halben Schreibtisch ein.” Besser sei eine leichte, gut handhabbare und stabile Klemmmappe. Auf der sicheren Seite liege man mit Farben wie dunkelblau oder dunkelgrün.

Deckblatt: Das ist kein Muss, aber sehr empfehlenswert. Es kann als persönliche Note mit gutem Werbeeffekt genutzt werden.

Foto: Ein Foto darf bei der Bewerbung in Deutschland nicht mehr verlangt werden. Dennoch ist es üblich und sehr empfehlenswert. Die Investition in ein professionelles Foto sei ratsam. “Ziemlich albern kommen Bilder aber in Denkerposen herüber”, warnt Kanzler. “Und darauf achten, dass die Haare sitzen und die Kleidung stimmt”, rät Neumaier. Anschreiben: “Es soll keine Nacherzählung des Lebenslaufes sein”, warnt Kanzler. Das Anschreiben ist die Gelegenheit, zu glänzen – mit den eigenen Erfahrungen. Auf Floskeln wie “mit großer Begeisterung habe ich von der Stelle erfahren” oder “in mir finden Sie eine flexible und motivierte Mitarbeiterin” kann man verzichten. Aufschlussreicher sei es, von konkreten Aufgaben oder Projekten zu erfahren, die der Bewerber bisher bewältigt hat. “Beschreiben Sie praktische Beispiele aus der Vergangenheit, in denen bestimmte Eigenschaften sichtbar werden”, rät Kanzler. “Hinterlassen Sie keine Schleimspur, aber erwähnen Sie in einem Nebensatz, warum sie gerade in dieses Unternehmen wollen”, sagt Neumaier. Das Anschreiben sollte nicht länger als eine Seite sein.

Lebenslauf: “Das Herz der Bewerbung ist der Lebenslauf”, sagt Karriereberaterin Neumaier. Dort gehören alle Berufserfahrungen und Qualifikationen hinein. Immer mehr durchgesetzt hat sich der anti-chronologische Lebenslauf. Dabei fängt man mit der Gegenwart an und arbeitet sich rückwärts durch. Der Lebenslauf sollte klar strukturiert sein. Bei den Angaben von Zeiträumen reichen Monat und Jahr. Der Lebenslauf muss datiert und unterschrieben sein.

Fazit: Der Erfolgs-Bewerbungscoach Jörns Bühner aus Berlin sagt dazu: ” Es ist für eine wirklich erfolgreiche, perfekte Bewerbung ganz entscheidend, dass ich niemals Muster oder Vorlagen verwende. Persönlichkeit, Individualität, Einzigartigkeit sind ganz wichtig. Werbung für sich zu machen, sich selbst als Top Produkt mit hohem Mehrwert für das Unternehmen zu präsentieren, ist absolut entscheidend.

Nur wer es versteht, dem Empfänger seiner Bewerbung ein rundum positives Gefühl, ein gutes Bauchgefühl zu vermitteln, schafft es unter die Top Five im Bewerbungsstapel. Es geht immer um Werbung, um ganz viel Ansprache, auch des Unterbewußtseins des Personalers. In meinen Seminaren weise ich hier immer wieder darauf hin. Man kann es gar nicht oft genug sagen: Es geht um BeWerbung der eigenen Person. Da kann ich nicht mit Standardbewerbungen kommen.” Empfehlen Sie unsere Seite auch gern weiter…!